Hier erhalten Sie auf der Download-Seite die ausgereifte, äußerst umfangreiche und kostenfreie Dokumentvorlage 'LiTeX' zum Schreiben mathematischer und naturwissenschaftlicher Texte mit Formeln und Gleichungen. Es ist nun besonders wichtig geworden, sowohl für den gymnasialen u.a. in Grund- und Leistungskursen sowie im universitären Bereich (Klausuren, Bachelor- und Masterarbeiten) bis hin zu Dissertationen ein umfangreiches und leistungsfähiges Schreibwerkzeug einsetzen zu können. Das Programm eignet sich auch bestens für den Einsatz im Homeschooling mit Word™2019 und Windows™10 und Windows™11. Außerdem erhalten Sie auf dieser Seite umfangreiche Informationen zur chemischen Experimentaltechnik für Blinde und Sehbehinderte.
Ich freue mich, dass Sie meine Internet-Präsenz besuchen. Hier können Sie auf der Seite "Download für LiTeX" das aktuelle LiTeX-Formelprogramm zur Darstellung mathematisch-naturwissenschaftlicher Formeln in der Version 5.2 für MS-Word™ sowie den von Herrn Dr. Meinhard Sponheimer entwickelten PC-Taschenrechner 'Termevaluator 4.3' -neueste Version- (siehe Registerkarte 'Termevaluator') kostenfrei herunterladen. Beide Programme eignen sich besonders auch für den inklusiven Unterricht. Herr Dr. Sponheimer ist leider Anfang Dezember 2021 plötzlich verstorben. ================================================ = neu: LiTeX-Version für MS-Word™2019 mit Windows™10/11 (64 Bit) = ================================================ Ferner finden Sie weiter unten ein Kapitel über meine früheren Arbeitsschwerpunkte im Bereich der chemischen Experimentaltechnik für Blinde und Sehbehinderte (u. a. Gaschromatografie, Titrationen, Elektrochemie und Messwerterfassung) in allen Klassen sowie in Grund- und Leistungskursen. Die Dokumentvorlage 'LiTeX' eignet sich wegen zahlreicher leistungsfähiger Techniken wie z.B. die komfortable Navigationseinrichtung sowie die Rechtschreibfehler-Hervorhebung (s.u.) auch zum Schreiben ganz normaler Texte in allen Fächern für blinde, sehbehinderte und normal sehende Anwender. Zum Schreiben von Klausuren wurde eigens ein Formular mit hoher Sicherheitsstufe bzgl. Datenverlust eingerichtet. Neben den mathematischen und physikalischen Formeldarstellungen gibt es auch noch Besonderheiten in den Fächern Chemie (z. B. interaktives Periodensystem, Molmassenbestimmung bei Gasen) und Biologie (Molekulargenetik).
Bereits 1983 wurden die ersten Computer zur Messwerterfassung im Fach Chemie (Grund- und Leistungskurse) eingesetzt. Die Carl-Strehl-Schule konnte dadurch eine Vorreiterstellung bzgl. neuer Technologien im naturwissenschaftlichen Unterricht für Sehgeschädigte einnehmen. Der Einsatz von Computern wurde im Laufe der Jahre stark ausgebaut, bis schließlich ein großer Teil der Schülerarbeitsplätze in den Chemieräumen mit Computern und Flachbildschirmen Anfang der 2000er Jahre ausgestattet werden konnte. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf eine Technik gelegt, die das Bild des Lehrers als Teilbildschirm oder Vollbildschirm an die Schülerplätze übertragen konnte (MasterEye™/ Fa. Mastersolution). Eine ausführliche Darstellung findet man in folgender Publikation:
Neben den beschriebenen Techniken sollte auch noch der Einsatz von Grafiktabletts an allen Schülerplätzen sowie am Lehrerarbeitsplatz für einfache grafische Darstellungen (Tafelersatz) erwähnt werden. Eine Vernetzung der Geräte untereinander, drahtloses WLAN für Schüler-Laptops und eine umfangreiche, sehr komplexe Kameratechnik mit leistungsfähigen Makroobjektiven zur Vergrößerung kleinster Versuchsdetails wurde von uns bereitgestellt.
Bildschirmtechnik mit MasterEye™ (Schüler- und Lehrerbildschirm) hier: quantitative Wassersynthese (atomar/molekular) am Bildschirm und an Kugel-Modellen mit Vergleich der Volumina
Neben einer äußerst umfangreichen und für ein Gymnasium weit überdurchschnittlichen Laborausstattung stehen zusätzliche Techniken zur Verfügung, die insbesondere den theoretischen Hintergrund veranschaulichen sollen. Hierzu gehören z.B. Magnetlegetafeln zur Entwicklung von Reaktionsgleichungen und Reaktionsmechanismen mit oder ohne Lewis-Darstellung, die bereits Anfang der 80er Jahre vom Autor dieser Seite aus bescheidenen Bauteilen entwickelt und später von weiteren Kolleginnen und Kollegen verbessert wurden. Unter intensiver Mitarbeit des Medienzentrums der Carl-Strehl-Schule entstanden immer wieder neuere und leistungsfähigere Versionen für jeden Schüler einer Lerngruppe.
Äußerst bewährte Technik: Magnetbaukasten zur Erstellung von tastbaren Reaktionsschritten und Reaktionsmechanismen sowohl in der anorganischen als auch in der organischen Chemie. Das hier dargestellte Beispiel zeigt die Reaktion von Natrium mit Wasser unter Verwendung der Lewis-Symbolik
Aber auch aus dem Angebot des Lehrmittelhandels waren zahlreiche Modellsysteme im Einsatz, um die theoretischen Hintergründe insbesondere im Atom- und Molekülbau zu veranschaulichen. Hierzu zählen Kugelmodelle und Orbitalmodelle sowie kleine Kunststoffmodellteile zum Zusammenstecken am Schülerarbeitsplatz. Für spezielle Modellierungen kann man heute 3-D-Drucker einsetzen, um die gewünschten Formen schnell und unkompliziert selbst zu erstellen.
Tastbares Schalenmodell aus dem Angebot des Lehrmittelhandels u.a. auch zur Einführung des Ionenbegriffs im Einsatz
Räumlich zu erfassendes Molekülmodell des Methans aus Kunststoffeinzelteilen (Lehrmittelhandel). Diese Modellteile eignen sich ganz besonders für den Einsatz mit Blinden, da sie bei größeren Anordnungen ihre Form behalten.
Formeldarstellung mit dem Computer:
Im Herbst des Jahres 2001 begannen dann die intensiven
Entwicklungs- und Programmierarbeiten für ein Programm zur Formelerstellung, so dass jetzt eine langjährige
Erfahrung mit diesem einzigartigen System vorliegt. Neben den bekannten Vergrößerungs- und Sprachausgabeprogrammen für Blinde und Sehbehinderte hat sich die Dokumentvorlage 'LiTeX' inzwischen zum leistungsfähigsten und umfangreichsten Schreibhilfsmittel im gesamten deutschsprachigen Raum entwickelt.
Mit zunehmendem Einsatz von Computern im Unterricht und in Klausuren,
stellte sich schnell das Problem, mathematische und
naturwissenschaftliche Formeln aller Art in MS-Word™ darzustellen. Nach umfangreichen Tests mit vorhandenen Techniken (LaTeX,
Formeleditoren und Spezialprogramme) und intensiven Literaturstudien
stellte ich jedoch fest, dass es für Unterrichtszwecke (Notizen an den
Schülerarbeitsplätzen sowie für den Lehrerarbeitsplatz) eine bessere
Möglichkeit geben müsse, um schnell und unkompliziert
Formeldarstellungen mit dem PC schreiben zu können. Im Fach Chemie war es auch sehr wichtig, einfache Strukturformeln mit wenig Aufwand schreiben zu können.
Strukturformeldarstellung von Ethanol (90°-Technik) mit LiTeX unter Verwendung eines Sauerstoffsymbols aus der LiTeX.ttf in Lewis-Schreibweise. Erstellung für Geübte: unter 2 Minuten!
Auf Basis der Programmiersprache VBA, die z.B. bei MS-Word™
u.a. im Hintergrund liegt, standen schnell erste Formeln wie Brüche und
Wurzeln zur Verfügung. Im weiteren Verlauf der Programmierung wurde die
entstehende Technik 'LiTeX' genannt und als Dokumentvorlage für MS-Word™
bereitgestellt. Um jedoch auch die notwendigen Sonderzeichen zur
Verfügung zu haben, musste der Autor eigens eine neue Schriftart
(LiTeX.ttf) erstellen, da die normal mitgelieferten Schriften nicht
annähernd den gewünschten Zeichenvorrat z.B. für chemische und
mathematische Anwendungen mitbringen. Es darf jedoch auch nicht
verschwiegen werden, dass es im Kreise von Kolleginnen und Kollegen zu
umfangreichen Diskussionen kam und immer noch kommt, da ja jetzt zu den
vorhandenen Techniken noch eine weitere eingesetzt wurde. Um sich ein
erstes Bild über die Anfang 2000 bis 2003 zur Verfügung stehenden
Techniken zu machen, empfiehlt es sich, die hier bereitstehende
MS-PowerPoint™-Präsentation anzuschauen, die u.a. auch die damals vorhandene Literatur berücksichtigt. ============ LiTeX-Präsentation ===========
Mit Verwendung von LiTeX waren nun die Zeiten vorbei, wo man am Schriftbild eines mathematisch-naturwissenschaftlichen Textes gleich die bisherigen Behelfslösungen blinder Schüler erkennen konnte. Sehbehinderte Anwender erhalten ihre Formelausdrücke nun endlich in der gewohnten flächigen Darstellung. Dies ist für den Unterrichtseinsatz, besonders auch in der Inklusion, eine große Herausforderung an die Software, da sehende Schüler ihre mathematischen, physikalischen und chemischen Formeln aus didaktischen und wahrnehmungspsychologischen Gründen am PC direkt betrachten müssen. Vorbei sind damit auch die mühevollen Versuche einiger Pädagogen, die vorwiegend mausbedienbaren Formeleditoren für Sehbehinderte gangbar zu machen. Für den angesprochenen Bereich sind diese z.T. sehr leistungsfähigen Zusatzprogramme im Unterricht völlig unbrauchbar.
Es darf kein Unterschied zwischen der normal gewohnten flächigen Schreibweise in Arbeitsblättern und Heften sowie auf der Tafel und der Schreibweise am PC bestehen. Bei starker Vergrößerung und Gesichtsfeldeinschränkung ist die nun leicht mögliche flächige Formeldarstellung einer einzeilig dargestellten Schreibweise, wie sie sogar noch bei Sehbehinderten mit unvollständigen 'LaTeX-Codes' praktiziert wird, weit überlegen. LiTeX soll hier dem drohenden 'Formel-Analphabetismus' bei der Arbeit am PC Abhilfe verschaffen.
Foto eines Laptop-Bildschirms: 1. Flächige Darstellung eines Bruches in LiTeX 2. lineare Darstellung in LiTeX 3. lineare Darstellung in LaTeX des 'mathematischen Kerns'. (Vergrößerung 4x mit Zoomtext™)
Die Arbeit mit diesem Programm ist besonders auch für die Beschulung sehgeschädigter Schülerinnen und Schüler an Regelschulen sehr zu empfehlen, da alle Schüler einer Klasse ihre Formeldateien untereinander lesen können, d.h. Sehende können ihre Dateien an Blinde weiterreichen. Die Formelerstellung blinder Schüler kann von allen Sehenden sofort in der gewohnten flächigen Darstellung gelesen werden!
Vollständige Darstellung der Feldfunktion für den Bruch 3/4 auf der Braille-Zeile.
Mit etwas Übung ist auch die Darstellung einer etwas größeren Formel problemlos möglich.
In wenigen Augenblicken gelingt auch die Erstellung einer chemischen Formel mit Lewis-Symbolen und Partialladungen!
Wegen zahlreicher spezieller Möglichkeiten (u.a. neue DAISY™-ähnliche Seiten- und Textmarken-Navigation in großen Texten), die Sehbehinderten und Blinden die Arbeit beim Schreiben normaler Texte erleichtern können, eignet sich die Dokumentvorlage 'LiTeX' für alle Fächer. Zur Einarbeitung stehen über 220 Seiten gut erklärter Hilfetexte bereit. Das Programm ist auch für normal sehende Anwender eine willkommene Hilfe!
Die Dokumentvorlage LiTeX genügt den Ansprüchen wissenschaftlicher Texte. Ein Beispiel gibt die im OLDENBOURG WISSENSCHAFTSVERLAG erschienene mathematische Monografie "Hans-Heinrich Körle: 'Die phantastische Geschichte der Analysis' Im Manuskript wurden Zeichen und Formelsätze mit LiTeX erstellt. (Siehe Vorwort S. XI).
Ab der Version LiTeX 4.5 gibt es nun ein komfortables Navigationssystem, das für alle Anwender, die sich in großen Dokumenten bewegen, eine willkommene Technik darstellen wird. Alle von der Rechtschreibhilfe erzeugten farbigen Markierungen, alle selbst gesetzten farbigen Markierungen sowie alle Lesezeichen (Textmarken), die sehr schnell über Shortcuts gesetzt werden können, sind schnell und einfach zu erreichen. Näheres auf der Registerkarte 'Neues in LiTeX'
Beispiel für eine Rechtschreibfehler-Hervorhebung
Die mit vorwählbaren Farben erstellten Markierungen enthalten gleichzeitig je eine Sprungmarke, um von Marke zu Marke zwecks Korrektur navigieren zu können. Diese Technik stellt eine äußerst wertvolle Hilfe für Seh- behinderte dar.
Bildschirmvideo zur Hervorhebung von Rechtschreibfehlern:
Arbeiten an der LiTeX-Dokumentvorlage für MS-Word™ verlangen vertieften Einsatz der VBA-Programmierung unter ständiger Beobachtung der Ergebnisse im Unterricht.
Umfassende Informationen zu LiTeX sind auf der Registerkarte 'Publikationen' [Nr. 33, 37 und 38] und in der Staatsexamensarbeit von Herrn Holger Ruhrmann erhältlich! Diese sehr umfangreiche Arbeit (340 Seiten) mit dem Titel "Chemie für Sehbehinderte und Blinde am Beispiel der Einführung der Organischen Chemie" steht wegen ihrer enormen Bedeutung für den naturwissenschaftlichen Unterricht mit Blinden und Sehbehinderten hier direkt als doppelseitige PDF-Datei zur Verfügung. Herrn Ruhrmanns ausgezeichnete Arbeit entstand im Jahr 2006. (Themenstellung: Dr. Philipp Reiß, Abteilung Lehramt des Fachbereichs Chemie der Philipps-Universität Marburg) nach intensiver Hospitation im Chemieunterricht des Autors dieser Seite.
Die Dokumentvorlage 'LiTeX' wurde eigens für die Belange blinder und sehbehinderter Schülerinnen und Schüler zum Schreiben mathematisch- naturwissenschaftlicher Formeln und Gleichungen in MS-Word geschrieben, wobei die Bandbreite von den Anfangsklassen bis zum Abitur und darüber hinaus reicht. Es können aber durchaus auch anspruchsvolle wissenschaftliche Arbeiten mit diesem Programm geschrieben werden, wenn man von komplexen chemischen Strukturformeln absieht, für die es eigene Spezialprogramme gibt. Mit LiTeX ist es Blinden und Sehbehinderten neben den mathematischen Funktionen erstmals möglich geworden, die gesamte Palette der im Schulunterricht vorkommenden chemischen und physikalischen Formeln darzustellen.
Neben der fachlich einwandfreien Protokollierung von Unterrichtsinhalten war es ein großes Anliegen des Autors, möglichst viele Experimente des naturwissenschaftlichen Unterrichts auch für blinde und sehbehinderte Schüler an der Carl-Strehl-Schule zur Verfügung zu stellen. Im 1981 gegründeten Elektroniklabor wurden zusammen mit meinen hochgeschätzten Kollegen, den Elektronikspezialisten Herrn Rolf Faßbender und Herrn Georg Bender, einzigartige Geräte erdacht und hergestellt, um einen wirklichkeitsnahen Experimentalunterricht in Grund- und Leistungskursen zu ermöglichen. Die Schwerpunkte der Arbeit lagen zunächst im Bereich der Gaschromatografie sowie bei speziellen Dosiertechniken (Titrationen aller Art), wobei Großanzeigen und Sprachausgaben sowie Geräte zur Lichterkennung (Optophon) zur Anwendung kamen.
1. Gaschromatografie
Darlington-Verstärker zur Messung der Leitfähigkeit in Flammen
Bevor Licht- und Wärmeleitfähigkeitsdetektoren bei gaschromatografischen Untersuchungen zum Einsatz kamen, wurden erste Experimente bereits im Sommer 1981 mit einem Selbstbau-Darlington-Verstärker ausgeführt. Allerdings war dieser Verstärkertyp sehr störanfällig. Er wurde daher nach kurzer Zeit ersetzt.
Erster selbst gebauter Gaschromatograf (1981) mit einer Säulenfüllung aus Chromosorb C und einer Beschichtung mit Di-N-Decylphthalat zur Trennung von Alkanen (Lichtdetektion) mit Wasserstoff als Trägergas.
Nahaufnahme des Lichtdetektors (akustische Ausgabe mit der Optophon-Sonde). Um keine Verfärbung der Flamme durch die Glasspitze der Pipette zu erzeugen, ist hier eine Metalldüse (Schweissbrenner) aufgesetzt.
Flammenfärbung der leicht bläulichen Wasserstoffflamme z.B. durch Methan (gelb)
Ein auf dem Baustein NE 555 basierender Verstärker
wurde zunächst als Prototyp für universelle Leitfähigkeitsmessungen (vom
destillierten Wasser bis hin zu stark leitfähigen Lösungen) und
zusammen mit einer LDR-Sonde als Lichterkennungsgerät für Blinde
eingesetzt. Nach einer längeren Testphase entwickelten dann R. Faßbender
und W. Liese einen Prototypen mit umfangreichen Möglichkeiten. Dieses
Gerät wurde dann 'OPTOPHON' genannt und etwas später in einer
'Nullserie' mit 15 Geräten von der Elektronikwerkstatt der Deutschen
Blindenstudienanstalt professionell hergestellt.
Lichtsonde (Eigenbau), hier: IR-Reflexlichtsonde, die auch zur Hörbarmachung des metallischen Glanzes von Alkalimetallen eingesetzt werden kann
Optophon (1. Generation mit 15 Geräten) Herstellung: Elektronikwerkstatt der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (ca. 1983)
Ein erster ausführlicher Bericht zum Einsatz des Optophons der 1. Generation kann in folgender Publikation nachgelesen werden: Liese, W. und Faßbender, R.: Neue
Möglichkeiten im Chemieunterricht für sehbehinderte und blinde Schüler
im Bereich der Sekundarstufe I und II durch Einsatz moderner Elektronik (PDF-Datei)
Optophon mit aufgesetzter LDR-Sonde der 2. Generation (Herst. Dr. W. Liese) 1993 (10 Geräte)
Das Optophon der 2. Generation wurde mit Mitteln der Waltraut und Sieglinde Hildebrandt-Stiftung (Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen) 1993 entwickelt und hergestellt. Es handelt sich hier um ein batteriebetriebenes, sehr handliches Gerät mit auswechselbaren Sonden, das den Gesamtumfang der Licht- und Leitfähigkeitsmessungen im naturwissenschaftlichen Unterricht beherrscht. Die Leitfähigkeitsmessung ermöglicht es, kleinste Ströme im Nanoamperebereich durch mehr als 20 Personen (Anfassen an den Händen) hindurchfließen zu lassen. Diese Ströme sind völlig ungefährlich und nicht zu spüren. Sie erzeugen aber einen deutlichen Signalton in diesem absolut unverzichtbaren Gerät. Es wurde für einen Langzeitbetrieb sehr robust gestaltet und ist noch heute nach 26 Jahren (2019) im Einsatz. Es ist erfreulich, dass es bei Experimenten mit Kerzenflammen im Wettbewerb 2018 bei 'Science on Stage' auf nationaler Ebene unter dem Titel 'Krater und Gipfel - die zwei Gesichter einer Kerzenflamme' eine wichtige Rolle bei der Lichtdetektion für Blinde spielt. Ein neuer (Februar 2019) Filmbeitrag der Oberhessischen Presse Marburg 'Blista-Lehrer machen Chemie begreifbar' findet sich hier. Interessant ist auch, dass das bereits vor 30 Jahren in der Carl-Strehl-Schule eingeführte Schwellpapier ('Japanpapier') nach wie vor eine große Rolle für taktile grafische Darstellungen, aber auch für einige Experimente spielt.
Unverzichtbarer Einsatz im Unterricht: Schwellpapier zur taktilen Erfassung komplexer Versuchsanordnungen z.B im Bereich Elektrolysen: hier Schmelzflusselektrolyse von Natriumhydroxid zur Herstellung von elementarem Natrium.
'Schwellpapierberg' ca. 3 cm hoch (Focusstackingaufnahme Dr. W. Liese)
Eine eindrucksvolle Darstellung bei extrem starken
Vergrößerungen des 'Berges' (z. B. 300 %) erhält man mit dem unterhalb stehenden Link dann, wenn der Browser wie z. B. Mozilla-Firefox o.a. in den
Voreinstellungen so eingerichtet ist, dass er eine PDF-Datei nur mit dem
Acrobat-Reader von Adobe™ anzeigt. Dieser Reader muss zusätzlich noch so
eingerichtet sein, dass er z.B. auf Laptops eine Vektorgrafik nicht
glättet (Häkchen in den Voreinstellungen entfernen!). Ferner enthält die folgende Datei noch das Bild einer Titrationskurve von Salzsäure mit Natronlauge, die mit Punktschrift beschriftet ist und als Schwellpapierausgabe gefertigt wurde:
Koffer zur Aufnahme einer Kleinserie von 5 Optophonen
Um den Bedarf an weiteren Optophonen zu decken, wurde einige Jahre später die 3. Generation aufgelegt, die mit CE-Zeichen versehen wurde und somit verkauft werden durfte.
Optophon (3. Generation) G. Bender/ Dr. W. Liese (10 Geräte)
Ein kurzes Interview aus dem Jahr 1998 mit der bekannten Fernseh-Moderatorin Susanne Stichler aus der früheren Jugend-Sendung 'Karacho on tour' des Hessischen Rundfunks zur Entwicklung und Bedeutung des Optophons sehen Sie hier: Kurz-Interview:
Semiprofessioneller Gaschromatograf der Fa. Technowa Rechts: elektronischer Schreiber, dahinter die Heliumdruckflasche
Ab 1982/83 stand der Carl-Strehl-Schule dann ein leistungsfähiger Gaschromatograf (Fa. Technowa, Neuss) mit Wärmeleitfähigkeitsdetektor für anspruchsvolle Unterrichtsexperimente zur Verfügung. Als Trägergas wurde ausschließlich Helium verwendet. Als Ausgabegerät diente anfangs ein elektronischer Schreiber, der von unserem Labor mit einem Soundgenerator ausgestattet wurde, um blinden Schülern gleich während des Experiments den Kurvenverlauf als Tonmelodie zu demonstrieren. Der auf dem Schreiberpapier gezeichnete Kurvenverlauf konnte dann im Anschluss auf einem OTAC-Gerät (optisch taktiler Kopierer) tastbar gemacht werden. Unter Hitze wurde Quarzsand auf die Schwärzung des Papiers aufgetragen. Für sehbehinderte Schüler konnte die Kurve zunächst auf dem Bildschirm eines Speicheroszilloskops (Memoskop der Fa. Technowa mit angeschlossenem Normaloszilloskop) und etwas später dann auf einem Bildschirm eines Apple™ II-Computers sichtbar gemacht werden. Hierzu wurde zu Anfang eine Messwerterfassungssoftware der Fa. MAPHY, Fröndenberg, verwendet, die von uns anschließend noch stark erweitert wurde und viele Jahre im Einsatz war. War bisher ein 'Integrator' bei gaschromatografischen Analysen ein an Universitäten eingesetzter, extrem teurer Zusatz für quantitative Auswertungen, so gelang es uns bereits Mitte der 80er Jahre rein softwaremäßig ein solches für Schulen aus Kostengründen unerschwingliches Modul zu programmieren, so dass halb- und vollquantitativen Untersuchungen nichts mehr im Wege stand. Diese Technologie wurde von zahlreichen Besuchern aus dem In- und Ausland vielfach bestaunt und fotografiert. -- Es muss jedoch an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass an der Carl-Strehl-Schule der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg bereits Anfang der 1980er-Jahre von mehreren Kolleginnen und Kollegen Grund- und Leistungskurse für Blinde und Sehbehinderte im Fach Chemie mit sehr hohen theoretischen und experimentellen Ansprüchen angeboten wurden (siehe Photos unterhalb dieser Textpassage). Dies gilt auch für mündliche, schriftliche und experimentelle Prüfungen im Abitur. Irrtümlich wird bei Internet-Recherchen erst das Jahr 2017 für den Beginn von Leistungskursen im Fach Chemie angegeben. Siehe hierzu auch die Publikation von W. Liese und R. Faßbender: Großer Fortschritt im naturwissenschaftlichen Unterricht der Carl-Strehl-Schule. --
Insgesamt stellt die Gaschromatografie im Bereich der organischen Chemie in Grund- und Leistungskursen bis hin zu experimentellen Abiturprüfungen wohl das wichtigste Verfahren im Unterricht mit Blinden und Sehbehinderten dar, da viele Phänomene nicht sichtbar sind und daher mit einem leistungsfähigen Meßverfahren akustisch, optisch und taktil übertragen werden müssen. Besonders hilfreich ist die Gaschromatografie bei der Erklärung des Verfahrens 'fraktionierte Destillation'. Hier kann eine speziell zusammengesteckte 'Kolonne' mehrere Fraktionen einer Alkanmischung wie z.B. Pentan/Hexan/Heptan und Oktan aufnehmen. Im Anschluss an die Destillation werden dann die Inhalte der einzelnen 'Böden' gaschromatografisch analysiert.
Absolut unentbehrlich ist die Gaschromatografie bei der experimentellen Erfassung von Zwischenstufen im Rahmen der Betrachtung von Reaktionsmechanismen in der organischen Chemie. Als Beispiel soll hier die elektrophile Addition von Brom an Ethen genannt werden.
Beispiel-Gaschromatogramm aus einem Leistungskurs Chemie (ca. 1985/86) mit Integralkurve für halbquantitative Auswertungen (Darstellung des Bildschirminhalts auf einem Apple-II™-Monitor)
goldbronzierter Bunsenbrenner
Gravur auf dem Brennerrohr
Die Abiturienten dieses Leistungskurses schenkten mir 1987 den hier abgebildeten goldbronzierten Bunsenbrenner mit einer Gravur 'Chemie LK 1987' zur Erinnerung und zum Dank an ihren Unterricht, in dem erstmals diese neuen Entwicklungen eingesetzt werden konnten.
Gaschromatogramm Alkane/ Feuerzeuggas. Darstellung mit dem Programm AK Analytik 11 (Arbeitskreis Computer im Chemieunterricht / Dr. Franz Kappenberg Münster)
Oft im Unterricht eingesetzter Experimentalaufbau einer gaschromatografischen Aufnahme für Blinde und Sehbehinderte mit dem LOW-COST-GC des AK 'Computer im Chemieunterricht' (Dr. F. Kappenberg, Münster)
1 = GC-Säule 2 = GC-Verstärker (Modell 951 mit Analogausgang) 3 = Tongenerator zum Abspielen der Kurve als Tonfolge 4 = Wärmeleitfähigkeitsdetektor 5 = PC-Anschluss mit dem 'ALL-CHE-MISST'
Der 'ALL-CHE-MISST' (Fa. Aug. Hedinger, Stuttgart) als leistungsfähiges PC-Interface zum Einlesen von Spannungen, Strömen, Temperaturen, Leitfähigkeitswerten, pH-Werten u.a.
Ablesevorrichtung in Punktschrift an einem adaptierten Kolbenprober für die Gasentnahme u.a. bei gaschromatografischen Messungen
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Zur Begleitung gaschromatografischer Experimente wurde über mehrere Jahrzehnte die unten dargestellte, von uns für Sehbehinderte und Blinde vollständig adaptierte Gasmolwaage nach Kinnthoff und Wagner eingesetzt. Sie eignet sich zur schnellen Ermittlung einer Molmasse zusammen mit gaschromatografischen Experimenten besonders für die Einführung des Begriffs 'Isomerie' z.B. bei Untersuchungen der ersten vier Alkane und 'Feuerzeuggas', das einen hohen Anteil an 2-Methylpropan (Isobutan) besitzt. Die Gleichgewichtsstellung des im Innern des Gerätes befindlichen Waagebalkens wird für Blinde akustisch ausgegeben, während die Molmasse auf einer drehbaren Skala in Punktschrift abgelesen werden kann. Für Sehbehinderte werden die Ergebnisse mit mehreren Kameras und entsprechenden Makroobjektiven an die Monitore der Schülerplätze übertragen. Eine sehr ausführliche, exzellente Beschreibung dieser Technik findet man in der Staatsexamensarbeit von Herrn Holger Ruhrmann ab Seite 189 aus dem Jahr 2006. Leider ist der Grundkörper der Gasmolwaage im Lehrmittelhandel kaum noch zu erwerben.
Für Sehbehinderte und Blinde vollständig adaptierte Gasmolwaage (nach Kintthoff und Wagner) als wichtige Ergänzung zur Gaschromatografie
Gasmolwaage im Einsatz mit 2 Spezialkameras zur Übertragung der Ergebnisse für Sehbehinderte
Aufwändige Kameratechnik zur Beobachtung der Balkenposition in der Gasmolwaage sowie zur Ablesung der Molmasse mit besserer Auflösung unter Vergrößerung der PDF-Datei auf z.B. 200 % o.ä.
Falls keine Gasmolwaage zur Verfügung steht, so bietet sich das Formular 'Molmassenbestimmung von Gasen' aus dem Formelprogramm 'LiTeX' in idealer Weise an. Hiermit gelingt es innerhalb weniger Minuten, die Molmasse auch etwas kleinerer Gasvolumina wie z.B. 100 mL-Portionen oder kleiner zu bestimmen. Es kann dabei im Unterricht durchaus nützlich sein, die hiermit gefundenen Werte auch 'zu Fuß' unter Verwendung der Gasgesetze zu berechnen. Die Berechnungen können dabei sehr leicht mit dem 'Termevaluator' ausgeführt werden.
Befüllung eines 'Gasbeutels' zur Bestimmung der Molmasse mit einer 100 mL-Spritze und Bauteilen aus der Medizintechnik
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2. Titrationen
Besonders aufwändig gestalten sich Titrationen, da die herkömmlich eingesetzten Büretten für Blinde und Sehbehinderte entweder gar nicht oder nur mit speziellen Hilfsmitteln eingesetzt werden können. Die ersten Versuche wurden mit einem an einer Bürette angeschraubten, akustisch arbeitendem Tropfenzähler ausgeführt. Später kamen dann für anspruchs- volle Versuche Mikrodispenser und Digitalbüretten zum Einsatz. Auf das Arbeiten mit behelfsmäßig adaptierten Einwegspritzen konnte somit vollständig verzichtet werden.
Akustischer Tropfenzähler (entw. 1981/1982)
Adaptierungsarbeiten an einer Digitalbürette mit Sprach- ausgabe und Großanzeige
Teilweise schwierige Reparaturen oder Erweiterungen an einzigartigen Modul-Prototypen wie hier an der Titrationssteuerung für Digitalbüretten mit Großanzeige und Sprachausgabe
Titrationsmodul mit Großanzeige und Sprachausgabe (Dr. Liese 1987)
Das im Jahr 1987 entwickelte Titrationsmodul für digitale Büretten (komplette Handarbeit bzgl. Platinenaufbau und Gehäusetechnik) war das erste Gerät mit Sprachausgabe und Großanzeige, das Blinden und Sehbehinderten präzise Titrationen ohne fremde Hilfe ermöglichte. Zusammen mit einem sprechenden pH-Messgerät ließen sich alle nur erdenklichen pH-Titrationen mit oder ohne Computereinsatz ausführen.
Einrichtung der Digitalbürette durch den Lehrer
Problemloses Arbeiten mit der Digitalbürette durch Schüler selbst bei schwierigen Titrationsaufgaben, da sämtliche Werte incl. pH-Werte o.a. mit Großanzeigen und Sprach- ausgaben übertragen werden.
Kurvendarstellung zweier Titrationen mit Auswertung
Auf dem Computerbildschirm lassen sich dann die fertigen Ergebnisse - hier die Titration von Essigsäure mit Natronlauge im Vergleich mit einer Salzsäure-Titration mit pH-Wert-Darstellung - von sehenden Schülerinnen und Schülern ablesen. Natürlich kann auch die nachträglich beschriftete Kurve mit einem Farbdrucker ausgegeben werden. Auch die Ermittlung von Äquivalenz- und Halbäquivalenzpunkten macht keine größeren Probleme. Blinde erhalten die Kurve taktil auf Schwellpapier. Allerdings ist die Umsetzung der zahlreichen Messwerte einer Kurve für eine tastbare Ausgabe leichter gesagt als getan, da eine Aufbereitung sehr viel Arbeit verlangt. Daher wurde eine interessante Möglichkeit geschaffen, um diese in der Regel vom Lehrer zu leistenden Arbeiten deutlich zu vereinfachen.
Im Oktober 2010 gelang es erstmals, tabellarisch
erfasste Messwerte durch das Formelprogramm 'LiTeX' so aufarbeiten zu lassen, dass sie anschließend über die Zwischenablage in den
Funktionsgraphen des 'Termevaluators' übertragen werden konnten. Nun ist
es auch möglich geworden, Messwerte, die mit dem
Messwerterfassungsprogramm 'AK Analytik 32.net' (Arbeitskreis "Computer
im Chemieunterricht/ Dr. Franz Kappenberg" ) aufgezeichnet wurden, als
aufbereitete Tabelle nach 'LiTeX' zu importieren und anschließend für eine
graphische Darstellung im 'Termevaluator' vorzubereiten. Hierdurch ist
eine enorme Hilfe bereitgestellt worden, da nun die Umarbeitung der
graphischen Ausgabe eines professionellen Programms in die Erfordernisse
für Blinde und Sehbehinderte mit wenigen Handgriffen erledigt werden
kann. Der Tabellenimport erfolgt nach Eingabe der Stichworte
'Messwerterfassung' oder 'Datenerfassung' in den Katalog von 'LiTeX'.
Originaldarstellung einer pH-Titrationskurve mit
dem Messwerterfassungsprogramm AK Analytik 32.net (Dr. Franz Kappenberg,
Münster) in einer elften Klasse der Carl-Strehl-Schule unter Einsatz
einer sprechenden Digitalbürette mit Großanzeige
Graphische Darstellung mit dem Termevaluator unter Optimierung des Kontrastes für Sehbehinderte.
Durch
automatische Beschriftung der Grafik mit Punktschrift und Invertierung
des Hintergrundes lassen sich taktile Darstellungen für Blinde mit
Schwellpapier in kürzester Zeit erstellen.
Die
Vorbereitung dieser Technik muss jedoch im Messwerterfassungs-programm
selbst erfolgen. Zunächst muss die Anzeige der Datentabelle aktiviert
werden. Anschließend kann das Kopieren der erfassten Messwerte in die
Zwischenablage erfolgen. Für die Ausführung dieser Schritte ist ein
sicherer Umgang mit dem Datenerfassungsprogramm unerlässlich.
Erstellung der Titrationskurve mit 'Schwellpapier'
Zum Schluss kann dann eine 'Schwellkopie' für Blinde durch thermische Behandlung in einem 'Fuser' schnell und unkompliziert erstellt werden. Die im Computer vorbereitete Kurve wird per Laserdrucker ausgegeben, in einem Schnellkopiergerät auf 'Schwellpapier' kopiert und anschließend im 'Fuser' mit einmaliger Rotation thermisch behandelt (siehe auch oberhalb das Kapitel 'Schwellpapierberg').
Um sehbehinderten Schülerinnen und Schülern feine Details naturwissenschaftlicher Versuche wie z. B. Gasblasenabscheidung bei Elektrolysen anschaulich zu zeigen, müssen umfangreiche Foto- und Videotechniken eingesetzt werden. Die schnelle und sichere Bedienung von Makro- und Teleobjektiven an verschiedenen Kameras ist für den Lehrer unverzichtbar. Um sehr starke Vergrößerungen zu bekommen, eignen
sich u.a. Balgengeräte mit Doppelschlitten und entsprechenden
Makroobjektivköpfen. Im Bild ist ein bewährtes automatisches Balgengerät der Fa. Novoflex™ (Memmingen) mit Noflexar 105 mm zu sehen. Der Anschluss erfolgt z. B. über C-Mount-Adapter.
Versuchsaufbau 'Elektrolyse' mit vollständiger Adaptierung für Sehbehinderte und Blinde
Natürlich muss eine solche Gasblasenabscheidung auch für Blinde erfahrbar gemacht werden. Dies geschieht mit einem selbst entwickelten 'Unterwassermikrofon'. Es besteht aus einer Glassonde mit eingebautem Hörgerätemikrofon hoher Empfindlichkeit. Die akustische Ausgabe erfolgt dann per Vor- und Hauptverstärker über Lautsprecher. Auf diese Weise sind sogar halbquantitative Einschätzungen der Gasmengenabscheidung an beiden Elektroden möglich.
Einblick in das Elektrolyse-Gefäß mit 'Unterwassermikrofon'. Die Bildübertragung für Sehbehinderte erfolgt hier mit einer umgebauten Bildschirmlesegerät-Kamera, die per Fernsteuerung vom Lehrer bedient werden kann.
Umgebaute, fernsteuerbare Farbkamera für schnelle und sichere Übersichten chemischer Versuche mit weitem Arbeitsabstand.
Hörgerätemikrofon im Einsatz als 'Unterwassermikrofon', eingelassen in eine Glassonde. Die Anlage dient zur sicheren akustischen Übertragung feinster Gasblasenabscheidungen unter Aussendung eines eigenartigen Rauschens.
Es besteht auf Wunsch für Sehbehinderte die Möglichkeit, sämtliche Messwerte auf die Monitore an den Schülerplätzen in Großdarstellung zu übertragen. Die Schriftdarstellung kann entweder invertiert oder in beliebigen Farben dargestellt werden.
Großschrift-Darstellung eines Temperaturwertes mit zusätzlicher Bildeinblendung einer Videokamera
Einsatz moderner Computer- und Videotechnik (Bild in Bild-Darstellung) im Chemieunterricht der Carl-Strehl-Schule
Das Bild zeigt die Beobachtung der Herstellung von HCl-Gas und dessen anschliessende Reaktion mit destilliertem Wasser in einer Apparatur des 'Minilabors' der Fa. Zinsser-Analytic, Frankfurt
(Foto: Conny Peil, CSS)
Die beiden oben dargestellten Arbeitsschwerpunkte wurden erstmals in einem Vortrag an der TU Berlin anlässlich der BIG TECH im Jahr 1986 einem größeren Fachpublikum vorgestellt. Ein umfangreicher Diavortrag erfolgte dann auf dem XXX. Kongress für Sehgeschädigtenpädagogik in Baar (Kanton Zug/ Schweiz) 1988. Weitere Arbeiten sind in den Publikationen des Autors nachzulesen. Ferner wurden die Arbeiten in einem Vortrag des ehemaligen Direktors der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. in Marburg, Herrn Jürgen Hertlein, dargestellt. Dieser Vortrag wurde auf dem von Tecnopolis CSATA Novus Ortus und dem Italienischen Blindenverband veranstalteten Kongreß vom 29.11. bis 1.12.1990 in Bari gehalten. In einem Aufsatz von J. Hertleinaus dem Jahre 1999 werden einige bedeutende Hilfsmittel für den naturwissenschaftlichen Unterricht, die im Elektroniklabor der Carl-Strehl-Schule entwickelt wurden, näher vorgestellt.
Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass die komplexen Entwicklungs- und Adaptierungsarbeiten ohne die von der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. in Marburgbereitgestellten Sach- und Personalmittelnicht möglich gewesen wären. Ferner wurden die Arbeiten mit mehreren Forschungsstipendien der Claere-Jung-Stiftung (Hamburg) und der Waltraut und Sieglinde Hildebrandt-Stiftung (Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in Essen) finanziellstark unterstützt.
Eine 12-minütige Filmproduktion von Heinz Hofmann & Zoltan Szerencsi aus dem Jahr 2007 zeigt die vielfältigen Angebote der Deutschen Blindenstudienanstalt. Konzept und Text von Wilfried Laufenberg, Jürgen Nagel und Rudi Ullrich:
>>...unter Einsatz aller Sinne<<
Schmelzflusselektrolyse von Natriumhydroxid zu Herstellung von elementarem Natrium
Einen kurzen Filmausschnitt aus meinem Chemieunterricht (Schmelzflusselektrolyse) sehen Sie hier in diesem
Da sowohl die Reaktion von Natrium mit Wasser als auch die Schmelzflusselektrolyse von Natriumhydroxid wegen der enormen Gefahren (Explosionen, Verbrennungen) von Schülern nicht aus nächster Nähe betrachtet werden können, ist der Einsatz von leistungsfähigen Video-Makro-Kameras hinter großen Schutzscheiben (Polycarbonat) absolut unerlässlich. Für den Einsatz im Unterricht kann auch das folgende Video (Eigenproduktion um 1990) eingesetzt werden, wenn die experimentellen Möglichkeiten für den Lehrer nicht gegeben sind:
Vorbereitung: Versuch zur Verbrennung eines Diamanten
Bei verstärktem Interesse an chemischen
Experimenten ist ein Besuch des Chemikums in Marburg, Bahnhofstraße 7
für Kinder und Erwachsene sehr zu empfehlen. Unter www.Chemikum-Marburg.desind nähere Informationen zu bekommen. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass der Autor dieser Seite den experimentellen Teil für Blinde und Sehbehinderte bei der Gründung dieser weit über die Grenzen Marburgs bekannten Einrichtung im Jahr 2005 durch Professor Dr. rer. nat. Dr. hc. Kurt Dehnicke zusammen mit weiteren Kolleginnen und Kollegen maßgeblich unterstützt und mitgestaltet hat. Für Interesssierte ist daher ein Besuch der Seite 'Geschichte des Chemikums' sehr zu empfehlen.
Die LiTeX-Programmierung begann im Jahr 2001, da die bis zum damaligen Zeitpunkt für Blinde und Sehbehinderte vorhandenen Systeme zum Schreiben mathematisch-naturwissenschaftlicher Formeln am PC nicht zufriedenstellend waren. Ganz besonders zeichnete sich dieses Problem im Chemieunterricht ab. Im Winter 2002/2003 wurde dann zu dieser Thematik ein Vortrag zusammengestellt, dessen Folien hier zum Download bereit stehen:
Auf insgesamt 64 MS-Powerpoint™-Seiten sind zahlreiche Formelbeispiele, Literaturzitate, Gegenüberstellungen mit anderen Systemen wie z.B. LaTeX, Formeleditoren und Spezialprogrammen anschaulich dargestellt.
Mit weit über 400 Makrofunktionen, über 100 Shortcuts, mehr als 20 einfach bedienbaren Eingabeformularen für schwierige Funktionen, einer großen Zahl von neu erstelltenSonderzeichen und umfangreichen Hilfetexten bietet das Programm bei entsprechender Übung eine sehr hohe Eingabegeschwindigkeit beimMitschreiben in Unterricht und Vorlesung. Vier umfangreiche Kataloge lassen die Eingabe von Formeln nahezu in Echtzeit zu.
Die Reaktion von Natrium mit Wasser in der Lewis-Darstellung
Eine einzigartige Wandlertechnologie macht es mit LiTeX möglich, dass Formeln und Gleichungen, die von Sehenden in der normalen, flächigen Darstellung geschrieben werden, mit einem einzigen Befehl in die einzeilige, von Sprachausgaben oder Braillezeilen lesbare Schreibweise für blinde Anwender gewandelt werden können. Diese spezielle Darstellung kann mit einem weiteren Wandlerbefehl in die normale Schreibweise sehender Anwender zurückgewandelt werden. Somit wurde erstmals ein barrierefreier Austausch von Formeldateien in beiden Richtungen möglich. Im Programm findet sich eine Möglichkeit, alle Formeldarstellungen so zu wandeln, dass sie mit den bekannten Punktschriftwandlerprogrammen ohne Probleme in eine sehr gut lesbare Brailledarstellung übersetzt werden können. An der oben dargestellten Reaktionsgleichung von Natrium mit Wasser soll dies in einem Bildschirmvideo gezeigt werden:
Ein besonderer Schwerpunkt liegt z.B. im Fach Chemie in der einfachen Erstellung normaler Summenformeln, Lewis-Formeln, Oxidationszahlen, Partialladungen sowie Strukturformeln und zahlreichen neu erstellten Sonderzeichen.
Zahlreiche Spezialsymbole können für Sehende entweder per Maus oder aus dem Katalog heraus direkt geladen werden. Für Blinde stehen diese Zeichen als mit den Hilfsmitteln lesbare Wort-Synonyme bereit, die auf Wunsch sofort in die obigen Schriftzeichen gewandelt werden können.
Darüber hinaus ermöglicht das Programm schnell und komfortabel, Pfeile aller Art inprofessioneller Qualität zu beschriften. Besonders interessant ist das neu entwickelte, interaktive Periodensystem der chemischen Elemente. Blinde und sehbehinderteAnwender können hier problemlos die Stellung von Elementen, ihre Namen, die Symbole, die Ordnungszahl und Massenzahl, Dichte und Elektronegativität in Erfahrung bringen. Mit keinem anderen, dem Autor bekannten Programm, sind diese Möglichkeiten für sehgeschädigte Schüler im Fach Chemie gegeben. Erstmals ist hier eine echte Navigation im Periodensystem möglich geworden. Siehe hierzu auch unter Neues in LiTeX (Februar 2010).
Bildschirmausschnitt mit physikalisch-chemischer Formel zur Molmassenbestimmung von Gasen
Hervorragende Lesbarkeit der einzeiligen pq-Formel in der LiTeX-Codierung für Anwender, die mit Braille-Zeile und Sprachausgabe arbeiten. Unterstützung durch umfangreiche Erweiterung der Sprachbibliothek in Jaws™. Durch den Schnellwandler erhält man mit ALT W die obige Formel (siehe vorheriges Bild!).
Besonders einfach gestaltet sich die Eingabe für Sehende. Die LiTeX-Codierung wird einfach durch Eingabe von SHIFT F9 in die flächige pq-Formel umgeschaltet.
Hier und da wird im Mathematik-Unterricht eine unvollständige LaTeX-Codierung ('mathematischer Kern') eingesetzt. Dafür bietet das Formelprogramm 'LiTeX' einen leistungsfähigen und sehr schnell arbeitenden LaTeX-Katalog, der mehr als 100 'LaTeX-Codierungen' bereitstellt. Diese können auf Knopfdruck in die normalen flächigen Formeln übertragen werden. LiTeX ist für diesen Anwenderkreis 1. Wahl, da es den an anderen Stellen angebotenen Lösungen, die mit wenigen Shortcuts und vorwiegend auf umständliches Suchen in Menüs aufwarten, in Geschwindigkeit und Komfort weit überlegen ist.
Die pq-Formel im 'abgespeckten' LaTeX-Code
Zum Vergleich: 'abgespeckte' LiTeX-Codierung der pq-Formel.
Erstellung der Formel mit dem LaTeX-Editor durch einen noch nicht so erfahrenen LiTeX-Anwender: (Bildschirmvideo):
Hinweis: Die Arbeit mit dem LaTeX-Wandler kann nur sicher im Mathematik-Unterricht der Sekundarstufe I eingesetzt werden, der Editor selbst hat auch höhere Funktionen für die Sekundarstufe II.
Im LaTeX-Viewer 'YAP' kann durch eine erweiterte Codierung obige flächige pq-Formel gezeigt werden.
LaTeX-Eingabe mit erweiterter 'Formelumgebung' zur Darstellung der flächigen pq-Formel im 'YAP-Viewer'.
Die flächige, mit LiTeX erzeugte pq-Formel, besitzt ebenfalls eine sehr gute Qualität.
Auch normal sehende Anwender können ihre Formeln und Gleichungen mit diesem Programm schnell innerhalb ihrer Texte erzeugen. LiTeX bietet ganz einfache, schnell erlernbare Möglichkeiten, Formeln und Gleichungen aller Art in den normalen Text einzubauen. Die Programmierung erfolgte ausschließlich mit Word™-eigenen Funktionen auf der Basis von VBA (Microsoft™- Visual Basic for Applications).
Formelbeispiel aus dem Fach Chemie
Der in LiTeX integrierte PC-Taschenrechner 'Termevaluator' (Programmierung der Bedieneroberfläche: Dr. Meinhard Sponheimer, Carl-Strehl-Schule, Marburg) besitzt eine graphische Ausgabe (Funktionsplot) für ein oder zwei mathematische Funktionen!! Hierdurch wurde eine erste Möglichkeit geschaffen, Blinden und Sehbehinderten einen einfachen Zugang zu einem graphischen Taschenrechner zu geben. Außerdem ist es ab November 2010 möglich geworden, die Wertepaare einer in LiTeX erstellten Wertetabelle mit dem Termevaluator grafisch darstellen zu können.
Bildschirmvideo:Der Termevaluator im Einsatz bei der Berechnung der absoluten Atommasse des Natriums (u.a. Katalogmaske, Periodensystem):
Für den Lehrer stellt die Arbeit mit LiTeX ebenfalls eine willkommene Bereicherung dar, da z.B. das Erstellen von Klausurtexten und Unterrichtsvorlagen, in denen naturwissenschaftliche Formeln vorkommen, deutlich erleichtert wird. Durch einen einzigen Befehl können Blinde die flächigen Formeln Sehender sofort in eine einzeilige, mit den Hilfsmitteln lesbare Darstellung umwandeln. Wie oben erwähnt, ist es sogar möglich, einfache mathematische (englisch-sprachige) LaTeX-Codierungen in die einfach lesbare, deutschsprachige LiTeX-Symbolik zu übertragen. LiTeX eignet sich besonders gut bei integrierter Beschulung, da die ausgedruckten Formeltexte das normal gewohnte Formelbild liefern.
Zum Schreiben von Klausuren steht ein leicht zu bedienendes Klausurformular mit komfortabler Eingabemaske zur Verfügung, das optimale Sicherheit beim Schreiben der Texte gewährleistet. Nach Abschicken des ausgefüllten Formulars stehen alle Voreinstellungen (Kopfzeile mit Seitenangaben, Datum, linker und rechter Seitenrand, 1 1/2-zeiliger Abstand, Fußzeilennummerierung der Seitenzahl mit Angabe aller Seiten) sofort zur Verfügung, wodurch wertvolle Arbeitszeit für den Schüler gewonnen wird. Eine automatische Speichervorrichtung (Makro, das den echten, sonst manuell ausgeführten, Speichervorgang übernimmt) sorgt mit höchster Sicherheit dafür, dass bei Programmabstürzen und Stromausfällen eventuelle Datenverluste auf ein zeitliches Minimum von 1 Minute reduziert werden können. Zusätzlich wird die Datei jeweils nach 15 Minuten unter einem jeweils neuen Namen (Datum_Zeit_Dateiname) im automatisch angelegten Ordner 'Sicherungen' im Verzeichnis 'Eigene Dateien' gespeichert!! Falls die Datei neu geladen werden muss, erkennt das Programm den vorherigen Sicherungsmechanismus und startet ihn automatisch. Der zugehörige Hilfetext zeigt zahlreiche Möglichkeiten einer sinnvollen Datensicherung auch für das Schreiben wissenschaftlicher Texte auf!